Forschungsschwerpunkt
Jüngste Fortschritte in Hochdurchsatztechnologien eröffnen neue Möglichkeiten, die molekularen Mechanismen menschlicher Erkrankungen systematisch zu untersuchen. Forschende am CeMM nutzen ein breites Spektrum leistungsstarker postgenomischer Technologien, darunter Next-Generation-Sequenzierung von Genomen, Epigenomen und Transkriptomen sowie hochdurchsatzfähige Proteomik und chemisches Screening. Unsere Gruppe setzt vielfältige Ansätze der computergestützten Biologie ein, um die großskaligen molekularen Datensätze, die mit diesen Technologien generiert werden, zu analysieren und zu interpretieren.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Anwendung von Methoden und Konzepten der Netzwerktheorie, um das komplexe Zusammenspiel biomolekularer Interaktionen zu entschlüsseln, das physiologischen und pathophysiologischen Zuständen zugrunde liegt. Das übergeordnete Ziel des aufkommenden Forschungsfeldes der Netzwerkmedizin ist es, (i) konzeptionelle Einsichten in charakteristische Netzwerksignaturen von Krankheitszuständen zu gewinnen und (ii) diese Einsichten in neue bioinformatische Werkzeuge zur Analyse molekularer Daten zu überführen. Diese Werkzeuge adressieren zentrale Herausforderungen der Systembiologie – von der Identifizierung krankheitsrelevanter Gene über die Tumorklassifikation bis hin zur Wirkstoffforschung.
Biosketch
Jörg Menche studierte Physik in Leipzig, Recife und Berlin. Während seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam spezialisierte er sich auf Netzwerktheorie. Danach forschte er als Postdoktorand an der Northeastern University und am Center for Cancer Systems Biology des Dana-Farber Cancer Institute in Boston, wo er Netzwerktheorie zur Untersuchung der molekularen Interaktionen in (patho)physiologischen Prozessen einsetzte.
2015 kam Jörg Menche als Principal Investigator ans CeMM, wo er mit Unterstützung eines Karriereintegrationsstipendiums der „Vienna Research Groups for Young Investigators“ des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) seine Forschungsgruppe aufbaute. Im Jahr 2020 wechselte seine Gruppe an die Universität Wien, wo er eine Professur mit Doppelzugehörigkeit am Institut für Mathematik und an den Max Perutz Labs innehat.
Aktuell verfolgt seine Gruppe drei zentrale Forschungslinien: (i) die Identifikation grundlegender Prinzipien, wie sich Störungen biologischer Systeme gegenseitig beeinflussen, (ii) die Entwicklung neuartiger netzwerkbasierter Methoden zur Integration und Analyse großer und heterogener biomedizinischer Datensätze – insbesondere unter Nutzung von Virtual-Reality-Technologien – und (iii) die Anwendung netzwerkbasierter Ansätze auf seltene genetische Erkrankungen mit dem Ziel, einen wirklich personalisierten Rahmen zu schaffen, um Patient*innen mit schweren erblichen Krankheiten besser zu unterstützen.
Top-5-Publikationen
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Caldera M, Buphamalai P, Müller F, Menche J. Interactome-based approaches to human disease. Curr Opin Syst Biol. 2017;3:88-94. doi:10.1016/j.coisb.2017.04.015. (published paper)
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Caldera M, Müller F, Kaltenbrunner I, et al. Mapping the perturbome network of cellular perturbations. Nat Commun. 2019;10(1):5140. doi:10.1038/s41467-019-13058-9. (published paper)
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Pirch S, Müller F, Iofinova E, et al. The VRNetzer platform enables interactive network analysis in virtual reality. Nat Commun. 2021;12(1):2432. doi:10.1038/s41467-021-22570-w. (published paper)
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Buphamalai P, Kokotovic T, Nagy V, Menche J. Network analysis reveals rare disease signatures across multiple levels of biological organization. Nat Commun. 2021;12(1):6306. doi:10.1038/s41467-021-26674-1. (published paper)
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Hütter CVR, Sin C, Müller F, Menche J. Network cartographs for interpretable visualizations. Nat Comput Sci. 2022;2(2):84-89. doi:10.1038/s43588-022-00199-z. (published paper)
Eine vollständige Liste der Publikationen finden Sie im Google Scholar profile von Jörg Menche.